Gallischer Hahn, in seinem Stolz gekränkt
Da plustert sich der gallische Hahn. Mehrere tausend Franzosen tunesischer Abstammung haben sich erdreist, bei einem freundschaftlichen Länderspiel zwischen Frankreich und Tunesien in St. Denis die Marseillaise gnadenlos niederzupfeifen. Kretins!
Wie „Die Presse“ in ihrer morgigen Ausgabe berichtet, schlägt der Vorfall hohe Wellen in der Grande Nation. Laut einer Umfrage der Boulevardzeitung „Le Parisien“ fühlen sich 80 Prozent der Franzosen beleidigt und in ihrem Stolz verletzt. Anwesenden Politikern wird vorgeworfen, nach dem Eklat nicht sofort das Stadion verlassen zu haben. Beim nächsten Mal soll erst gar nicht angepfiffen werden, fordert Premierminister Fillon.
Starker Tobak – und besonders brisant, weil seit 2003 das öffentliche Beleidigen von Fahne und Hymne in Frankreich verboten ist. Der Parlamentarier Lionnel Luca fordert daher in bester Strache-Manier, dass sich die Pfeifenden nach Hause scherren sollen.
So einfach wäre die populistische Lösung. Warum die in Paris lebenden Tunesier – wie in der Vergangenheit auch schon Algerier und Marokkaner – so wütend sind, warum sie sich nicht mit der Marseillaise identifizieren können, sonder sie ablehnen oder gar hassen, das fragt sich in Frankreich anscheinend niemand. Das Pfeifen ist ohne Zweifel respektlos, die politischen Reaktionen darauf sind aber ideenlos. Der Populismus behält – vermischt mit einer gehörigen Portion Patriotismus – auch in dieser Diskussion die Oberhand.
Übrigens: Am 19. November spielt Österreich ein Testmatch gegen die Türkei. Das Happel-Stadion ist sicherlich zu einem (überwiegend?) großen Teil mit Türkiye-Sympathisanten gefüllt. Droht ähnliches? Paula von Preradovic würde sich im Grab umdrehen.
Bei der Hymne des Gegners zu pfeifen ist einfach eine Unart sondergleichen – auch wenn die Motive oft unterschiedlicher Herkunft sind.
Umso schöner finde ich es, dass bei Heimspielen des ÖFB generell nicht gepfiffen wird – mit Ausnahme des Spiels gegen Deutschland (da sind Pfiffe auch vertretbar 🙂 ) und gegen Serbien, wo aber ein einfacher Fair-Play Zwischenruf von Stadionsprecher Andy Marek sämtliche Pfeifen verstummen ließ
hofaj said this on Oktober 28, 2008 um 7:15 am |
@ hofaj, der Fair-Play Zwischenruf !vor! der serbischen Hymne hat nichts bewirkt, lt. meinen Infos wurde die österr. Hymne gnadenlos von den Serben ausgepfiffen…
komot said this on Oktober 29, 2008 um 1:48 pm |
ist teilweise richtig! ich war im stadion, und marek hat vor beiden hymnen eben zum fairplay aufgerufen. bei der serbischen hymne haben die österr. fans dann gnadenlos zu pfeifen begonnen. dann kam nochmals ein kurzer fairplay-ruf von marek und dann war ruhe…
ob die serben gepfiffen haben kann ich nicht beurteilen da ich genau gegenüber saß und nichts hörte von den serben 🙂
hofaj said this on Oktober 29, 2008 um 5:36 pm |
k, danke für die info 😉
komot said this on Oktober 30, 2008 um 8:26 am |
wie gesagt, so hab ichs im stadion erlebt! 🙂
hofaj said this on Oktober 30, 2008 um 9:33 am |
mir liegen vom serbien-match noch die „auf wiedersehen“ rufe in den ohren! das schmerzte mehr als jeder pfiff während der hymne. 😉
keigal said this on November 3, 2008 um 10:21 pm |
das war echt bitter im eigenen stadion mit auf wiedersehen-rufen verhöhnt zu werden… 🙂
hofaj said this on November 4, 2008 um 7:27 am |